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Interview mit "Very British" Autorin Simone Orlik

Meet the author: Simone Orlik ist freie Autorin, Bloggerin und Großbritannien-Fan. Vor 25 Jahren bereiste sie das Vereinigte Königreich zum ersten Mal und verliebte sich in Land und Leute. Seitdem hat sie das Land mit den jahrhundertealten Traditionen, nostalgischen Cottages und der unkomplizierten Lebensfreude nicht mehr losgelassen. Durch ihre englischen Familienbande hat sie einen tiefen Einblick in die britische Lebensweise und weiß: Großbritannien tickt liebenswert anders. Ihr Motto: „Sich weniger Sorgen machen und einfach mal leben!“ In “Very British” führt sie nun zauberhaft bebildert fort, was auch ihren Blog füllt: eine bunte Mischung aus Reisetipps, Rezepte, Gartenideen und Gedanken rund um Großbritannien. Und weil wir einfach nicht genug von ihrer very britischen Sicht der Dinge bekommen können, haben wir ihr jetzt auch noch ein paar ganz persönliche Fragen gestellt.

A very British Interview mit Simone Orlik Header

Was ist Ihre liebste englische Tradition?

Ob Ostern, Weihnachten oder der englische Afternoon Tea: Jede Tradition hat ihren ganz eigenen Charme und ich vermag gar nicht zu sagen, welche mir am liebsten ist. Viel entscheidender ist für mich allerdings die Wertschätzung, mit der die Briten ihren Traditionen begegnen und was bei uns unter dem Begriff „Cottage-Stil“ sichtbar wird. Ländliche Straßen sind kilometerweit von windschiefen Natursteinmauern, uralten Bäumen und meterhohen Hecken gesäumt. Englische Cottages wirken wie in der Zeit stehengeblieben. Im Cottage-Garten wachsen Blumen wild kreuz und quer. Im Pub wärmt man sich nach einer langen Wanderung am offenen Feuer auf und debattiert bei einem Pint über Gott und die Welt. Und bei einem Besuch gibt es erst einmal eine Tasse Tee und ein Stück Kuchen, das aus einer patinierten Blechdose rausgekramt wird.

Sind Sie oft auf den britischen Inseln?

Durch meine Familienbande in Südengland, London und den Midlands sind wir als Familie häufig zu den großen Festen wie Ostern oder Weihnachten in Großbritannien. In aller Regel verbinden wir dann die Besuche mit einem Aufenthalt in einem urigen Cottage in Kent, den Cotswolds oder in Cornwall. In London weicht man eher auf ein Hotel oder ein B&B aus. Zwei- bis dreimal pro Jahr geht es rüber, sofern es in die Planung passt. Wie alle waren wir allerdings auch von der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen betroffen, haben Familie und Land zwei Jahre lang nicht gesehen. Dafür waren wir in den vergangenen 1,5 Jahren gleich sechs Mal drüben. 2023 soll es Ostern in die Midlands gehen, im Frühsommer auf eine Gartenreise nach Kent und im Sommer nach Yorkshire und den Lake District. Unsere Labrador-Dame Fleur ist natürlich immer mit dabei.

Was unternehmen Sie bei Ihren Besuchen dort am liebsten und an welchen Orten fühlen Sie sich so richtig wohl?

Das ist einfach: Ich kann nicht ohne britische Gartenanlagen sein. Vor allem in Cornwall, Sussex und Kent gibt es viele Schlösser, Herrenhäuser und Cottages, die von öffentlichen Gärten und Parkanlagen umgeben sind. Betrieben werden sie zum Beispiel vom National Trust, der Royal Horticultural Society (RHS) oder dem National Gardens Scheme (NGS), die liebevoll das historische Erbe pflegen. Daneben gibt es auch reizvolle private Gartenanlagen wie zum Beispiel ‚Great Dixter‘ in East Sussex.

Die Besonderheit: Jeder Garten ist anders und für Gartenliebhaber gibt es immer etwas zu Entdecken. Man kann Pflanzen und Blumensamen kaufen, in kleinen Tearooms eine Auszeit bei einer Tasse Tee und Scones nehmen, in Second-Hand-Buchläden stöbern und mit anderen Besuchern ins Gespräch kommen.

Welche traditionelle Küche ist Ihnen lieber – die deutsche oder englische?

Weder noch: Eigentlich ist es doch der Mix internationaler Küchen, der meinen und sicher auch Ihren kulinarischen Alltag interessant macht – die britische Küche ist eine davon. Aus der britischen Küche kommen bei uns häufig Pie, Stew, Curry oder zu Weihnachten der Truthahn auf den Tisch. Ostern freue ich mich aber auch auf einen deutschen Hefezopf oder die weltbesten Rouladen meiner Mama. Zum britischen Pancake Day essen auch wir Pfannkuchen – allerdings bevorzuge ich ein holländisches Rezept. Und spätestens, wenn ich im Advent zu Besuch bei der englischen Familie bin, freut man sich dort auf die deutschen Weihnachtsplätzchen und Dresdner Stollen. Deswegen ist meine Devise: Am besten alles Mögliche ausprobieren, sich merken, was einem gut geschmeckt hat und gleich in einem Ordner ablegen. So entsteht eine Rezeptsammlung, die einzigartig ist.

Sie haben einen britischen Ehemann – gab es Momente, wo Sie gemerkt haben, dass hier verschiedene Kulturen aufeinandertreffen?

Da muss ich schmunzeln, denn bis heute treffen unsere Kulturen Tag für Tag aufeinander, man nimmt sie nur weniger stark wahr.

Ein Beispiel, das uns bis heute begleitet, ist der Umgang mit Humor, der in Großbritannien zuweilen speziell und düster ist – und einen unerwartet trifft. Ob kurz dem Aufstehen, bei einem beruflichen Meeting, an der Supermarktkasse oder einem Trauerfall: Für die Briten gibt es fast nie die falsche Zeit, um einen Witz zu machen. Oder wie die Landsleute sagen würden: Crack a joke.

Ein anderes Beispiel ist die Umgangsform miteinander: Wir Deutschen kommunizieren gerne in kurzen und knappen Sätzen - und meinen das nicht einmal böse. Das britische Miteinander dagegen ist geprägt von Dingen wie „How are you?“, „Nice to meet you“, „I am sorry“, „Please“ und „Thank you“. Das macht etwas mit einem, denn man fühlt sich intuitiv willkommen.

Und zu guter letzt, was ist Ihr liebstes britisches Rezept?

Das ist einfach: Apfel- und Brombeer-Crumble mit warmer Vanillesoße – ein wahrer Seelentröster, der in Windeseile zubereitet ist und man zu jeder Tageszeit genießen kann. Kein Wunder also, dass dieses Rezept als erstes meiner Rezepte im Buch „Very British“ feststand. Genial daran: Den Crumble bekommt wirklich jeder hin und man braucht kaum aufwändiges Backzubehör. Empfehlung für alle, die das Glück eines Gartens haben: Im Spätsommer geerntete Beeren portionsweise einfrieren und im Winter für den Crumble nutzen. So holt man sich den Zauber des Sommers auch an kalten Tagen auf den Tisch.

 

Wir bedanken uns für das schöne Interview und den kleinen Einblick in Simone Orliks Welt. 

 

Neben "Very British" postet Simone Orlik auch immer wieder Neues über Großbritannien und ihre liebsten britischen Traditionen, Rezepte und Eigenheiten auf www.tea-and-scones.de.

In dieser Woche steht auch unser Instagram Kanal @die_geschenkverlage ganz im Zeichen von "Very British", denn was könnte schöner sein, als ein englischer Frühling?