Das Genre True Crime (dt. wahres Verbrechen) blüht seit ein paar Jahren auf wie noch nie zuvor. Zwar findet es schon seit den Sechzigern Anklang, als die Fernsehserie “Aktenzeichen XY” zum ersten Mal über die Bildschirme flimmerte, doch es gab noch nie so viele Menschen, die sich für wahre Verbrechen interessiert haben wie jetzt: allein 2022 kamen in Deutschland 120 neue True Crime-Podcasts auf Spotify hinzu.
Generell kommt es zu einem ähnlichen Effekt wie beim Schauen eines Horrorfilms: zur sogenannten Angstlust (englisch: thrill). Man setzt sich dabei absichtlich einer Gefahr aus, jedoch mit der Zuversicht, dass am Ende alles gut wird. True Crime verstärkt diesen Angst-Effekt, da man weiß, dass das Verbrechen wirklich passiert ist.
Mit 80 bis 90 Prozent sind Frauen die größte Zielgruppe von True Crime. Sie fürchten sich im Schnitt deutlich mehr vor Verbrechen als Männer, weshalb True Crime durch seine Lernkomponente ihnen das Gefühl gibt, besser darauf vorbereitet zu sein – und somit wiederum ein wenig Sicherheit vermittelt.
Hier liegt jedoch auch ein Kritikpunkt am Genre: die Mordopfer in True Crime-Podcasts sind häufig junge weiße Frauen, die Täter männlich. Hierdurch werden traditionelle und schädliche Geschlechterrollen gefestigt und ein falsches Bedrohungsszenario für junge Frauen kreiert – denn 80% aller Mordopfer sind männlich. Außerdem besteht durch den starken Täterfokus die Gefahr der Glorifizierung und Romantisierung von brutalen Serienkillern, was schon den ein oder anderen Fan-Kult ausgelöst hat – jeder kennt Jack the Ripper, aber wie heißen seine Opfer?
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