Inspiration

Tanz dich in den Mai!

Die Walpurgisnacht ist der Vorabend des christlichen Festes von Sankt Walpurga, einer angelsächsischen (heute: englischen) Äbtissin aus dem 8. Jahrhundert. Die Feier findet im nord- und mitteleuropäischen Raum traditonell in der Nacht des 30. April und am Tag des 1. Mai statt, bei der große Freudenfeuer entzündet werden, um böse Geister und Hexen zu vertreiben. Wir stellen die Ursprünge vor und zeigen drei Rituale mit einem modernen Twist, so kannst du auch heute eine neue Wertschätzung für heidnische Bräuche entdecken.

Silhouetten vor einem Feuer, Hexenhut ist zu sehen

Man tanzt, man schwatzt, man kocht, man trinkt, man liebt / Nun sage mir, wo es was Bessers gibt?  – Mephisto zu Faust in Faust Teil I, Johann Wolfgang von Goethe 1829

Menschen auf einem beleuchteten Pfad

Schon Goethe schrieb in Faust über die feierliche Ekstase auf dem Blocksberg. Auch wenn die Ursprünge historisch christlich geprägt sind, führen die Ursprünge des Festes gleichzeitig auf das Heidentum zurück.

Beltane, der heidnische Feiertag zur Sommer-Einläutung, gilt als Ursprung der Walpurgisnacht, die sich die christlichen Machthaber Europas angeeignet und umgeschrieben und die Hexenverfolgung angetrieben haben. Beltane war vor der Christianisierung ein europäisches Volksfest, das sowohl bei den Alten Griechen und Römern als auch bei den Kelten und Germanen mit einem Freudenfeuer gefeiert wurde. Der Sommer wird eingeladen, seine wärmenden Sonnenstrahlen und Früchte zu verteilen, bei Tanz und Trunk wurde getanzt und auch in körperlicher Hinsicht einiges an Berührungen ausgetauscht. 

Der Sommer kann kommen!

Durch eine kleine Anpassung der traditionellen Rituale lässt sich die Walpurgisnacht auch im heutigen Alltag lebendig halten und feiern. Es reicht, einen achtsamen Moment für sich zu nehmen und auch mit der Kraft der Gedanken den Sommer einzuläuten, um neue Energie und Kraft zu schöpfen. Sobald die Temperaturen steigen, lässt sich auch im eigenen Heim ein kleines Hexenfest feiern!

Hexentanz am Freudenfeuer: Traditionell werden große Lagerfeuer angezündet, um böse Geister fernzuhalten. Gemeinsam wird darum getanzt und die freudige Energie des Abends, Speisen sowie Getränke mit anderen geteilt. Das Feuer symbolisiert Reinigung und Erneuerung, die “große Wärme” soll den Winter endgültig vertreiben.


Auch heute treffen sich selbsternannte Hexen und Hexer in der Nacht zum ersten Mai, um den Sommerbeginn an ganz persönlichen Hexenfeuern zu feiern. Ein kleines, gut gesichertes Lagerfeuer oder eine Feuerstelle im Garten kann vielleicht auch eine schöne Möglichkeit sein, um mit Freunden und Familie bei leckerem Essen und Trinken auch die Grillsaison zu eröffnen?

 

Mond  in der Dämmerung, einzelner Baum auf der rechten Bildseite

Ursprünglich war die Walpurgisnacht ein Fruchtbarkeits- oder Mondfest  – der Mond wurde oft mit Fruchtbarkeit und dem Weiblichen in Verbindung gesetzt – im Frühling, an der Grenze zum Sommer. Den Legenden nach sollen in dieser Nacht alle Hexen auf dem Blocksberg im Harz ein Fest zur Ankunft des gehörnten Gottes feiern.

Dieser gehörnte Gott war bei den Griechen und Römern als Dionysos bzw. Bacchus gekannt (Gott der Festlichkeit, des Weines, der Lust und des Rausches). Die Frühlingsgefühle leiten in hitzige Sommerlaune, die bei diesem Fest die Vereinigung von Weiblichkeit und Männlichkeit symbolisieren. Der gehörnte Gott bekam mit dem Aufkommen des Monotheismus sein teuflisches Image, das sich bis heute hält.

Heute ist diese Kultur als Mythos überschrieben. Der 1. Mai gilt als Feiertag, geprägt auch durch die Arbeiterbewegung der 1980er Jahren. Doch die Energie, Freude und Ekstase, die einmal jährlich zum Fest des Sommerbeginns all jene zusammenbrachte, die diese heidnische Kultur fortführen wollen, wird auch heute zumindest in Deutschland genutzt, um traditionell in den Mai zu tanzen. Denn schöner lässt sich der Sommer wohl kaum einläuten, oder?

 

Ob vor oder nach dem Fest – Folge dem Ruf der Wildkräuter!

Heilkräuter sammeln: In vielen Teilen Europas war die Walpurgisnacht eine Zeit, um Heilkräuter zu sammeln, da man glaubte, dass diese in dieser Nacht besonders wirkungsvoll seien. Menschen, und besonders Frauen, die Naturheilkunde praktizierten, konnten so nicht nur im verbundenen Kreise ihre Vorräte aufstocken, sondern auch wertvolle Informationen austauschen oder neue Pflanzen und ihre Zubereitung kennenlernen. Die Tränke, die an der Walpurgisnacht gebraut und geteilt wurden, wären wohl besonders wirkungsvoll – aber wer weiß, was dort nicht alles beigesetzt wurde, um die Stimmung aufzuhellen.

Heute bieten viele Menschen geführte oder gemeinsame Kräuter-Touren an, bei denen man bei frischer Luft und netten Bekanntschaften die lokalen Wälder, Felder und andere grüne Quellen nach Wildkräutern absucht. Für die eigene Küche oder medizinische Kräuterkunde eignet sich so ein Wissens- und Rezeptaustausch prima, um neue Dinge auszuprobieren und dabei Gleichgesinnte – oder einen neuen Hexenzirkel? – zu finden. 

 

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